23.06.2011: „Die Todesnacht in Stammheim“ neu untersucht. - Was bewegt einen gut bürgerlichen IT-Spezialisten, Jahrgang 1964, der mit Frau und Kind in der schön schwarzen Bischofsstadt Limburg wohnt - Tageszeitungsleser und Fernsehkonsument, politisch eher mäßig interessiert –, sich ausgerechnet mit der Todesnacht in Stammheim zu beschäftigen. Zum Zeitpunkt des Todes der RAF-Gefangenen Baader, Ensslin, Raspe in der Nacht von 17./18. Oktober 1977 zählte jener gerade mal 13 Lenze und dürfte den Kopf eher voll mit Fußball, Mädchen oder dem Problem durchschnittlicher Noten gehabt haben.
Es kam das Jahr 2007 und die Medien brachten Dokus, Interviews, Hintergrundgeschichten über das „Wunder von Mogadischu“, Schleyer, den Oberleutnant Helmut Schmidt und die Selbstmorde im sichersten Knast der Welt. Eine Sicht der Dinge, die seit der - von der „Kleinen Lage“ im Bonner Bundeskanzleramt veranlassten - dpa-Meldung von 8:53 Uhr des besagten Tages wie in Stein gemeisselt scheint: „Baader und Ensslin haben Selbstmord begangen.“ Just in dieser Zeit erwirbt unser IT-Spezialist auf dem Flohmarkt als Urlaubslektüre das dickleibige Opus „Der Baader-Meinhof-Komplex“ eines gewissen Stefan Aust, seines Zeichens SPIEGEL-Chef-Redakteur.